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Schüleralltag in Coronazeiten
Irgendwann hat man aufgehört zu zählen. Wie viele Wochen arbeitet man nun schon von zu Hause aus an Aufgaben, die einem Lehrer zuschicken. Das Coronavirus hat unsere Lage drastig verändert. Man wollte motiviert ins zweite Halbjahr starten und sitzt plötzlich zu Hause vor dem PC und versucht so gut es geht Inhalte von Schulfächern zu verstehen, ohne seine Klassenkameraden und Lehrer.
Auch wenn manche Schüler unseres Gymnasiums die Schule, unter höchsten Hygienevorschriften, wieder besuchen dürfen, muss der Großteil versuchen zu Hause das „Homeschooling“, wie es so oft in diesen Tagen genannt wird, zu meistern. Das Team der Schülerzeitung hat sich überlegt, euch einen kleinen Einblick in unseren Arbeitsplatz zu gewährleisten und zu erzählen, mit welchen Strapazen wir täglich zu kämpfen haben. Henry und Tanja haben sich entschieden, ihren Alltag zu zeigen. Vielleicht hilft es den ein oder anderen sich selbst in manchen Situationen wieder zu finden und zu wissen, dass man nicht alleine mit bestimmten Problemen ist.
Henry, einer unserer Schülerzeitungsredakteure, geht in die 8. Klasse und berichtet von seiner Erfahrung mit der Ausnahmesituation, die im Moment herrscht:
„Nun, sitze ich schon eine Stunde an derselben Aufgabe. Doch nicht etwa wie sonst in der Schule. Wie wir alle bestreite auch ich den Schulalltag aus dem Homeoffice von zuhause an meinem Schreibtisch. Also bei mir läuft das ja so ab: Aufstehen, frühstücken und dann geht es an die Aufgaben. Einen großen Vorteil, den ich für mich am Arbeiten zuhause gefunden habe, ist, dass man sich nun, anders als in der regulären Schulzeit, den Schulstoff selbst einteilen kann und auch entscheidet, wann man diesen erledigt. Doch das kann in manchen Fällen auch ins Negative umschlagen – Stichwort Aufschieberitis. Zum Glück blieb mir das bis jetzt jedoch erspart. Da die Lehrer meist immer wochenweise die Aufgaben verschicken, kann man diese also gleich am ersten Wochentag als erledigt markieren (so mach ich es jedenfalls). So sitzt man zwar mal ein – zwei Stunden länger, aber hat dann die restliche Woche Zeit für…ja für was denn eigentlich?
In Zeiten von Corona. Nun hat man endlich mal Zeit, andere Dinge zu tun als in der Schule zu hocken, und dann kommt die Ausgangs- und Kontaktbeschränkung um die Ecke und bindet uns an unseren Schreibtisch. Doch wie vertreibt man sich jetzt diese freigewordene Zeit. Ich denke, da gibt es für jeden einzelnen von uns was. Wer zum Beispiel gerne liest – perfekt jetzt hast du Zeit dafür! Oder wer gern draußen in der Natur ist und einen Garten hat – pflanzt doch was an – und der Rest der Naturfreunde geht mal wieder in den Wald. Und wer die Zeit nutzt, um mal abzuschalten…ist doch wunderbar. Die Streaming-Plattformen (jetzt nur keine Schleichwerbung!!!) stehen immer und überall jedem zur Verfügung. Ich kann jetzt zum Beispiel mehr lesen und öfters mal was im Garten machen. Außerdem führe ich mit Freunden immer mal wieder Videoanrufe, um mich mit ihnen auszutauschen und wenigstens nicht komplett meine sozialen Kontakte zu vernachlässigen.
Ich musste für mich persönlich aber leider auch ernüchternd feststellen, dass zwischen all dem Guten zurzeit auch ein zwei negative Aspekte aufblitzen. Zum einen ist zwar das Arbeiten zuhause sehr schön und oft auch einfach etwas entlastend, aber hier, in den eigenen vier Wänden, gibt es natürlich wesentlich mehr Ablenkungsmöglichkeiten als im Klassenzimmer, die sich nicht immer im Guten auf die eigene Produktivität auswirken. Auch fehlt einem der Lehrer als Bezugsperson, die man bei Problemen direkt ansprechen kann. Natürlich ist das Fragen auch über das uns allen bekannte LernSax per Mail gegeben, aber wer wirklich Schwierigkeiten bei einem Thema hat, kann bestimmt sehr gut nachvollziehen, dass ein persönliches Gespräch, von Angesicht zu Angesicht, weitaus besser Unklarheiten beseitigen kann als es eine E-Mail tut. Deswegen finde ich es nun umso besser, dass sich einige Lehrer die Zeit nehmen Konferenzen zu starten und ihren Schülern noch einmal Dinge zu erklären und verständlich zu machen. Und versteht mich jetzt nicht falsch. Ich bin sehr gern daheim, aber ich fände es trotzdem schön, wenigstens einigermaßen wieder in den Schulalltag zu starten. Mit diesen letzten Worten verabschiede ich mich aus meinem Homeoffice und wünsche allen viel Gesundheit und Lebensfreude in dieser schwierigen Zeit.“
Tanja ist in der 10. Klasse und auch sie schildert wie die Coronakrise ihren Alltag beeinflusst:
„Am Anfang war es sehr ungewohnt. Plötzlich konnte man wieder etwas länger, je nach Belieben, schlafen und sich mit allem Zeit lassen. Ich bin nicht der selbst disziplinierteste Mensch, deswegen fiel es mir vor allem zu Beginn dieser ganzen Homeoffice-Phase besonders schwer, mich Schulaufgaben zu widmen. In der ersten Woche nach der Schließung waren es nur zwei, in der zweiten Woche hatte es sich schon angefühlt, als würde ich mit Aufgaben überschwemmt werden. Nur einige Deadlines haben mir kleine Anhaltspunkte für meine Zeiteinteilung gegeben.
Ich bin froh, dass die BLFs schon vorbei sind, weil ich nun kaum Zeit zum Lernen brauche, außer für die Mathe-LKs jeden Freitag, was mir etwas Stress von den Schultern nimmt. Da ich Zuhause keinen festen Stundenplan habe, der mir sagt, an welchem Tag ich mich mit welchen Fächern beschäftigen muss, kommt es hin und wieder vor, dass ich an einem Tag fünf Fächer abarbeite und an anderen Tagen nur ein einziges. Natürlich hat dieses eigene Steuern meiner Produktivität zuhause einen reizvollen Charakter, denn oft schaffe ich viel mehr. Doch gleichzeitig gibt es sehr viele Ablenkungsmöglichkeiten.
Der Lehrer kann mir jetzt schließlich nicht mein Handy am Arbeitsplatz verbieten. Um eine große Prokrastination zu umgehen, probiere ich alles, was mich leicht von der Arbeit abbringen könnte, so weit wie es geht aus meinem Radius zu entfernen. Wenn ich am Computer arbeite, ist das noch eine andere Schwierigkeit, denn oft artet Musik hören zur Konzentration in einen YouTube-Marathon aus. An manchen Tagen fühle ich mich auch einfach nicht gut und möchte mich am liebsten in mein Bett verkriechen und für die nächsten Stunden Netflix schauen. Aber ich habe gelernt, dass es sich auszahlt, hartnäckig zu bleiben und an seinen Aufgaben zu arbeiten.
Mein Tipp: Bei extremer Müdigkeit entweder einen 20-minütigen Powernap einlegen oder eine Banane essen. Bewirkt manchmal Wunder. Auch mit seinen Freunden in Kontakt bleiben, hilft sehr. Manche Aufgaben erledigen sich nun mal nur abends 22:00 Uhr, wenn dabei eine Freundin über ihren Tag redet. Auch nur mit ihnen über Text zu kommunizieren, bringt noch einmal einen Schub an Motivation. Wichtig ist zu wissen, wo die eigenen Grenzen liegen. Wenn man von morgens 9:00 Uhr bis 16:00 Uhr arbeitet, verdient man sich eine Auszeit bis zum nächsten Tag. Ich habe oft Probleme am Wochenende das Schuldgefühl abzustellen, was kommt, wenn ich in dieser Zeit keine Schule mache. Aber man braucht Zeit für sich selbst, um wieder Kraft zu tanken. Also einfach mal den Kopf ausschalten und ein gutes Buch lesen oder seinen Lieblingsfilm zum zehnten Mal schauen. Es ist vollkommen okay in dieser Zeit auch mal nicht produktiv zu sein. Homeschooling schließt Entspannung im eigenen Haus nicht aus. Und mit diesem fantastischen Reim sende ich noch viel Kraft von meinem kleinen Schreibtisch aus, was mein HomeOffice ist.
Ihr seht, auch wir finden die Arbeitsweise nicht perfekt. Zum Glück, nach Auge des Betrachters, können wir ab nächster Woche wieder ein bisschen den Schulalltag erleben. Wir hoffen, dass wir mit unseren kleinen Einblicken in unseren Alltag etwas Hoffnung schöpfen konnten.
Als letztes senden wir einen Gruß an unsere Zwölfer. Wir wünschen noch viel Glück und Ausdauer für die restlichen Prüfungen.
Eurer Team der Schülerzeitung
© Tanja Löffler, Henry Görner