Auf Umwegen zum Lehrerberuf

Seit vergangenem Februar ist Daniel Kellner Lehrer an unserer Schule. Der 37-Jährige unterrichtet die Klassenstufen 7 bis 10 in den Fächern Deutsch und Chemie. In einem Interview schilderte er der Schülerzeitung seinen ungewöhnlichen Lebensweg, was ihn an unserem Gymnasium bewegt und vieles mehr…

Herr Kellner, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview nehmen. Können Sie bitte einmal kurz einen Überblick über Ihren bisherigen Lebenslauf geben?
Gerne. Ich komme ursprünglich aus Halle. Nach dem Realschulabschluss habe ich eine Lehre als Koch begonnen, aber nicht abgeschlossen und bin dann zum Zivildienst gegangen, wo ich im Jugendarrest arbeitete. Erst dann habe ich das Abitur nachgeholt. Anschließend habe ich ein Jahr Medizin studiert, dann drei Jahre Pharmazie und danach das Lehramt. Nach den Referendariaten bin ich schließlich hier gelandet.

Und waren Deutsch und Chemie schon früher Ihre Lieblingsfächer?
Nein, absolut nicht. Früher hatte ich ganz andere Interessen, da waren Biologie und Latein meine Lieblingsfächer. Chemie hatte ich sogar abgewählt. Erst durch das Studium entwickelte ich ein Interesse dafür und bin dann bei Chemie geblieben. Privat habe ich auch sehr viel mit Literatur zu tun, aus diesem Grund bot sich auch Deutsch für mich an.

Und warum sind Sie ausgerechnet an unsere Schule gekommen?
Nun, meine Frau und ich wollten mehr in den ländlichen Raum und auch weiter Richtung Osten. Außerdem spricht mich das Schulsystem in Sachsen an und natürlich bekam ich auch ein gutes Angebot.

Welcher Eindruck wurde Ihnen vermittelt? Was gefällt Ihnen hier, was könnte aber auch verbessert werden?
Auf jeden Fall sind das Schulgebäude an sich und der Park bemerkenswert. Auch das Schulklima ist angenehm. Wenn ich das mit der Oberschule in Limbach vergleiche, wo ich vertretungsweise unterrichte, zeigt sich da ein deutlicher Unterschied. Die Ausstattung ist sehr gut, allerdings ist es ein wenig schade, dass es noch kein Chemielabor gibt. Etwas irritiert bin ich von den Uhren, die nirgendswo in Lichtenstein so richtig eingestellt zu sein scheinen. Und vor allem ist mir aufgefallen, dass so viele Schüler in der großen Pause im Haus bleiben und nicht das wunderschöne Außengelände wahrnehmen.

Fällt Ihnen die Arbeit hier dementsprechend leicht?
Im Großen und Ganzen ja, auch wenn es immer mal wieder Schüler oder Klassen gibt, bei denen man sich ein wenig schwer tut. Massive Probleme habe ich aber nicht.

Wie nehmen die Schüler sie wahr?
Interessiert, neugierig und aufgeschlossen. Ablehnung habe ich bisher nicht verspürt. Aber man bekommt natürlich auch nicht alles mit.

Was ist schön am Lehrerdasein, was weniger?
Die Korrekturen sind anstrengend, gerade die Aufsätze in Deutsch. Vor allem, weil man natürlich den Anspruch hat, es gleichermaßen und transparent zu bewerten. Wenn ich es mit anderen Berufen vergleiche, sind die Ferien sehr angenehm und auch die Arbeitszeiten sprechen mich an. Die Arbeit mit den Schülern macht natürlich Spaß. Es ist schön, wenn man das Gefühl hat, sie weiterbringen zu können. Das ist auch für mich selbst ein Erfolgserlebnis.

Und vermissen Sie die Zeit als Schüler?
Nicht direkt. Allerdings bekommt man als Lehrer die Möglichkeit, die Zeit damals noch einmal nachzuvollziehen. Und man erinnert sich zurück an bestimmte Situationen und Stimmungen, zum Beispiel in der Weihnachtszeit.

Als welchen Lehrertyp sehen Sie sich?
Ich bin schon ein lockerer Mensch, aber ein strengerer Lehrer. Es muss schon Disziplin im Unterricht herrschen. Durch die Zeit im Jugendarrest kann ich aber mit vielem umgehen. Ich lege auch Wert darauf, dass die Schüler immer vorbereitet zum Unterricht erscheinen.

Welche Interessen haben Sie in ihrem privaten Leben?
Ich verbringe viel Zeit mit meiner Frau und unseren beiden Hunden. Oft gehe ich auch Wandern in der Natur. Außerdem betreibe ich aktuell noch ein Fernstudium zur Literatur.

Haben Sie Zukunftspläne?
Meine Frau und ich wollen mal auf einem landwirtschaftlichen Hof leben, auf dem man sich auch selbst versorgen kann. Natürlich möchte ich auch noch lange als Lehrer an dieser Schule tätig sein.

Bei diesen Vorhaben wünschen wir Ihnen viel Erfolg. Danke für das aufschlussreiche Interview!

© Jim Kerzig