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Und doch so surreal…
Donnerstag, 2. Mai 2019
Mit einem mulmigen Gefühl stieg ich am Morgen des 2. Mai in den Bus zur Exkursion in das Konzentrationslager Buchenwald ein. Je näher wir Weimar und somit Buchenwald kamen, desto stärker wurde dieses Gefühl. Ich fragte mich, was wohl noch übrig war und ob es dem vorher im Unterricht gezeigten Video gleichkam. Gleichzeitig hatte ich Angst, dass wir alte Spuren sehen würden, welche mir nie mehr aus dem Kopf gehen sollten.
Als wir nun aufgrund von Stau nach zweieinhalb Stunden auf dem Ettersberg ankamen, war ich erst einmal überrascht. Statt einer kahlen Landschaft und Baracken sahen wir renovierte Gebäude der ehemaligen SS, die nun auch als Jugendeinrichtungen genutzt werden. Außerdem gab es ein Waldstück mit grüner Wiese. Ganz anders als was ich erwartet hatte. Aber ich sollte mit meinen Gedanken über zerstörte Gebäude und grauen Untergrund, wohin man auch schaut, Recht behalten.
Unsere Führung begann und es war doch ein ganz anderes Gefühl, alles vor Ort erklärt und gezeigt zu bekommen. Auf der „Caracho-Weg“ entlang zu laufen, wo sich damals Häftlinge und SS-Mitglieder gegenüber standen, kam mir sehr surreal vor. Auch wenn ich es versuchte, konnte ich mich nicht in die Opfer oder die Täter hineinversetzen. Es war, als würde meine Empathie verschwinden, obwohl ich genau wusste, wie schrecklich es den Menschen im Konzentrationslager ergangen ist. Das alles wurde mir schon vor dem Passieren des Häftlingsbereichs klar. Als wir nun aber durch das Tor liefen und damit auch die Inschrift „JEDEM DAS SEINE“ und die freiliegende Fläche zu sehen bekamen, wurden die Eindrücke noch intensiver. Unsere Gruppenführerin erklärte uns, dass die schwarz-grauen Flächen die Standorte der Häftlingsgebäude waren, welche von den Alliierten zerstört wurden.
Dann betraten wir den Bunker. Zu sehen, in welch kleinen Zellen Häftlinge zu zehnt unterkommen mussten, machte einmal mehr deutlich, was für unmenschliche Bedingungen herrschten. Auch das Krematorium schauten wir uns an. Es beeindruckte mich, wie präzise man versucht, alles in einem Zustand zu erhalten, welcher dem früheren entspricht.
Kombiniert mit den vielen schrecklichen Fakten, machte der Häftlingsbereich einen fast grauenhaften Eindruck. Zu hören, dass es das Lager wahrscheinlich noch geben würde, wenn die Nationalsozialisten den zweiten Weltkrieg gewonnen hätten, erschreckte mich zusätzlich. Nach unserer Führung konnten wir noch das Museum besuchen, welches Exponate sowie Aufnahmen von Gefangenen ausstellten.
Nachdem wir uns nach dem Mittagessen wieder in den Bus setzten, fiel es mir schwer, meine Gedanken zu ordnen. Auch zwei meiner Freunde erging es so. Wir fragten uns, ob es in Ordnung sei, dass wir im Konzentrationslager über unsere alltäglichen Dinge lachten. Aber auch unsere gute Laune und das schöne Wetter lassen den Fakt nicht verschwinden, was Schlimmes in diesem Konzentrationslager passiert ist.
© Tanja Löffler